„111 Gründe, Heavy Metal zu lieben“ liefert Frank Schäfer in seinem gleichnamigen Buch (in der aktuellen Neuauflage sogar noch ein paar mehr). Ich hatte auf die Ankündigung dieses Werks verlinkt, und als ich diese Woche zufällig in der Leihbücherei darauf gestoßen bin, habe ich es gleich mal mitgenommen.
Das Buch versammelt unter Titeln wie „Weil man im Heavy Metal alles nicht so ernst nimmt“ oder „Weil Heavy Metal die Stimmung hebt“ kurze Kapitel zu verschiedenen Aspekten der Metal-Musik und -Szene. Dabei reicht die Spanne von knappen Albumkritiken, Kurzbiographien von Musikern und Bands über Anekdoten aus dem Leben eines Metalheads bis hin zu ein klein bisschen anspruchsvolleren kurzen Essays zu kulturellen oder politischen Aspekten des Genres. Alles bunt gemischt – der Autor hat ganz offenbar aufgeschrieben, was ihn in seiner Laufbahn als Musiker, Musikjournalist und Fan bisher so beschäftigt hat, und zwar alles äußerst subjektiv und ohne Anspruch darauf, hier die unumstößlichen Wahrheiten zum Thema Metal zu verkünden oder gar das definitive Nachschlagewerk zu schaffen. Gefällt mir gut, dieser Ansatz.
Am amüsantesten zu lesen sind übrigens die erwähnten Anekdoten über die Erlebnisse des Autors in seiner Jugend, die Gestalten, die man so auf Festivals trifft oder über die nur dürftig als Konzertbesuche oder Geburtstags-/Junggesellenabschieds-/usw.-Feiern getarnten Sauftouren. Wenn ich mich auch manchmal frage, ob das wirklich alles exakt so passiert ist – die Atmosphäre trifft er gut.
Überhaupt schreibt Schäfer sehr unterhaltsam und findet immer wieder griffige Bilder, wie z.B. Bad-Religion-Songs als „musikalische Wellblechhütten“. Da erkennt man eben den Profi, der als Musikjournalist für verschiedene Zeitungen und Magazine seine Leser gleich packen muss, bevor sie umblättern können.
Dadurch und durch den Abwechslungsreichtum und die Kürze der Kapitel (das kürzeste ist ganze dreieinhalb Zeilen lang, die längsten etwa fünf Seiten) liest sich das ganze Buch gerade so hintereinander weg. Mir ist es beim Lesen jedenfalls so gegangen, dass ich immer „nur ganz kurz dieses eine Kapitel noch“ lesen musste, und ehe ich es so richtig bemerkt habe, war ich auch schon durch mit den knapp 300 Seiten.
Eigentlich der einzige negative Aspekt, auf den ich beim Lesen gestoßen bin, ist die Musikauswahl. Schäfer geht natürlich von seinen eigenen Interessen und Erlebnissen aus, und das bedeutet: Metal-Vorläufer und Altmetall (AC/DC, Black Sabbath), etwas NWoBHM, einiges über Schweinerock a la Hellacopters, Gluecifer & Co. und ganz viel Hair Metal. Andere Subgenres kommen wenn überhaupt eher am Rande vor. Über Schlonz wie Mötley Crüe oder Kiss erfährt man dagegen einiges.
Ach ja, ein Stichwortverzeichnis wäre auch hilfreich, um bestimmte Themen wiederzufinden. Aus den Kapitelüberschriften, d.h. den 144 Gründen, lässt sich nämlich so gut wie gar nicht auf den Inhalt schließen.
Und das Fazit lautet damit: wer sich an der genannten Einschränkung, dem Schwerpunkt auf bestimmte Subgenres und Bands nicht stört, der dürfte an diesem Buch sicher Spaß haben.