01.02.2010 – Subway To Peter, Chemnitz
Normalerweise gebe ich mir ja unter der Woche keine Livemusik, aber gestern musste es einfach sein, denn Eisenvater, die Kult-Band der 90er, spielten in Chemnitz. Dabei ist “Kult” hier mal kein Gesabbel irgendeiner Marketingabteilung, sondern ausnahmsweise mal die Wahrheit. Kommerziell sonderlich erfolgreich war die Band wohl nie, aber sie hatte immer ihren eigenen faszinierenden Sound. Erfreulicherweise ist sie nach längerer Pause wieder aktiv.
Beim Subway To Peter handelt es sich um eine Kellerkneipe, in der regelmäßig Live-Auftritte stattfinden. Das läuft dann so, dass die Band ihre Gerätschaften einfach in einer freigeräumten Ecke ohne Bühne auf dem Fußboden aufbaut. Wenn irgendwann genug Zuhörer eingetrudelt sind, geht es ohne Vorband direkt los. Eintritt kostet das Ganze nicht, stattdessen geht irgendwann mal ein Hut rum, wo jeder Zuschauer an Geld reinwirft, was ihm richtig erscheint.
Zurück zu Eisenvater: Kurz vor elf ging’s los (nicht direkt eine arbeitnehmerfreundliche Zeit), bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich inklusive meiner Wenigkeit immerhin schon vier Zuschauer vor der nichtexistierenden Bühne versammelt (nun gut, in anderen Teilen der Kneipe saßen noch ein paar Leute beim Bier). Das hört sich erstmal so an, als wäre der Abend ein ziemlicher Reinfall gewesen. Das war aber keineswegs so, und das lag schlicht und einfach an der großartigen Musik von Eisenvater.
Wie soll ich die Musik beschreiben? Unser lokales Veranstaltungsblättchen versucht es mit “handgemachte Musik zwischen Doom, Sludge, Alternative, Metal und Noise”. Sludge würde ich als grobe Stilrichtung mal so stehen lassen, Gitarrenwände und fette groovende Doom-Walzen sind wichtige Bausteine, aber auch teilweise eine leichte Post-Rock/Shoegazer-Atmosphäre. Der Gesang ist sludge-typisch schön räudig, ab und an mit Grind-Einschlag. Dieser Gesang wird allerdings nur sparsam eingesetzt, die Songs bestehen hauptsächlich aus langen Instrumental-Passagen.
Neben einer recht düsteren Atmosphäre erzeugt die Musik live auch eine gewisse hypnotische Wirkung – ich war am Ende jedenfalls ein bisschen überrascht, wie schnell die anderthalb Stunden des Auftritts um waren.
Nach dem Gig gab es noch einen kleinen Plausch beim Bier mit den herbeigeströmten Fan-Massen (so eine kleine Location hat eben auch Vorteile), dabei hat sich der sympathische Eindruck, den die Band vorher schon machte, bestätigt.
Zur Zeit ist Eisenvater mit den Japanischen Kampfhörspielen auf einer kleinen Tour unterwegs, einige Dates stehen noch aus. Ich kann jedem, der nichts dagegen hat, auch mal etwas abseits der „traditionellen“ Metalstile zu hören, nur raten: hingehen. Es lohnt sich. Nach diesem Abend ärgere ich mich umso mehr, dass ich leider nicht am 05.02. in Jena dabei sein kann.